Rupert Neudeck referierte in Auferstehungskirche

 

Bad Oeynhausen. „Wir haben immer noch die Vorstellung, unsere eigene Lebensform sei die einzig richtige. Wir Europäer glauben, wir seien der Garant für die Wahrheit der universalen Menschenrechte“, ruft Dr.  Rupert  Neudeck und fügt hinzu: „Nichts ist falscher als das.“ Der durch Kap Anamur bekannt gewordene Kämpfer für internationale Menschenrechte und humanitäre Hilfe war am Montagabend zu Gast in der Auferstehungskirche, um mit deutlichen Worten an die Bad Oeynhausener zu appellieren.

„ Wir müssen Respekt haben vor anderen Lebensformen, nur so können wir gemeinsam eine neue Welt schaffen. Eine Welt mit weniger Armut, Krieg und ohne Ungerechtigkeit“, betonte  Neudeck, der gleichzeitig auf das Samaritergleichnis in der Bibel verwies.

 Neudeck erinnerte die Zuhörer in der Kirche an den Holocaust von Ruanda 1994 und brachte grausame Details ins Gedächtnis: „Die Todesschwadronen der Hulus und Tutsis töteten in einer Schnelligkeit, die selbst die Nazis übertraf“, war er sich sicher. Viele Opfer seien mit Macheten brutal zerhackt worden. „Fast eine Million Menschen starben innerhalb von nur acht Wochen.“

 Rupert  Neudeck rechnete schließlich auch mit der UNO ab. „Die 2.700 im Land stationierten UN-Blauhelme zogen ab. Sie brachten alle Weißen außer Landes und überließen die Afrikaner sich selbst.“ Mit erhobener Faust blickte  Neudeck kämpferisch in die Runde: „Auch wir brechen Menschenrechte.“

Doch auch gute Nachrichten hatte der Referent mit nach Bad Oeynhausen gebracht. Die von ihm gegründeten sogenannten Grünhelme würden derzeit eine mit Solarstrom betriebene Schule in Ruanda errichten. Abschließend machte  Neudeck deutlich, dass die Europäer eine besondere Verantwortung gegenüber Afrika inne hätten. „Der einstig blühende Brotkorb Afrikas ist unter der Macht des Diktators Robert Mugabe zum Chaoszustand übergetreten, Hungersnot und Cholera verwüsten aktuell das Land“, dozierte  Neudeck.

Die Trommelgruppe aus Minden beendete den Vortragsabend mit afrikanischen Klängen, die auch den bekannten Referenten zum Mitsingen animierten.

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Löhner Nachrichten, Mittwoch 28. Januar 2009